Positionen Szenischer Forschung

Die Veranstaltungsreihe POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG, die seit 2015 am Institut für Theaterwissenschaft in unregelmäßigen Abständen stattfindet, ist ein Raum für Diskussionen um die Möglichkeiten, Bedingungen und Praxen szenischen Forschens; er dient der Verhältnisbestimmung von Theorie und Praxis und lotet neue Formen in den zeitgenössischen szenischen Künsten aus. Renommierte Künstler*innen und Theoretiker*innen stellen ihre Arbeiten, Positionen und Forschungsansätze vor und diskutieren sie mit den Studierenden.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG XIV: Marlin de Haan
16.06.2021 / 19.00 Uhr —> zoom / bitte Anmeldung per Mail unter szenische-forschung[at]rub.de
Challenging Categories.
Kunst und der öffentliche Raum. Eine Auseinandersetzung mit Kategorien in lokalen und internationalen Kontexten.
Theatersozialisiert im klassischen Stadttheaterbetrieb und dann in der Freien Szene gelandet: Seit über zehn Jahren realisiere ich Kunst- und Theaterprojekte. Ich bin Regisseurin, Projektleiterin, Unternehmerin, Kollegin, Künstlerin und Bühnenbildnerin. Meine Arbeiten finden an der Schnittstelle von Theater, Performance, Installation und Interaktion statt. Ich inszeniere in unterschiedlichen Team- und Arbeitskonstellationen im Kunst-, privaten und öffentlichen Raum. Jedes Projekt ist eine neue Herausforderung: Das künstlerische Konzept, das Recherchevorhaben, die Regiearbeit, der kulturelle Kontext, die Umsetzung, Finanzierung und Teamarbeit. Ich berichte von Versuchen, besonderen Konstellationen, dem Scheitern, Gelingen und Entdecken.
Marlin de Haan lernte als Regieassistentin 2000-2004 am Schauspielhaus Bochum und studierte 2009-2014  Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Rosemarie Trockel. Ihre Arbeiten wurden u. a. am Schauspielhaus Bochum, Theater Bielefeld, FFT Düsseldorf, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt, theaterimballsaal Bonn und Bomontiada Alt in Istanbul gezeigt, zu diversen Festivals wie „Favoriten“, „Freischwimmer“ und „WildWest“ eingeladen und u.a. auf der „Manifesta 9“ in Genk/Belgien, in der „Kunsthalle Düsseldorf“ und im „Kunstverein Schwerte“ ausgestellt. 2016/2017 arbeitete sie im Rahmen eines Stipendiums in Zagreb/Kroatien (Künstleraustausch der Stadt Düsseldorf) und in Istanbul/Türkei (Artist-in-Residence der Kunststiftung NRW). Marlin de Haan ist Förderpreisträgerin der Stadt Düsseldorf 2019 und dort seit 2021 im Beirat Tanz und Theater.

Die Frau vom Meer © Bozica Babic

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG XIII: Kai van Eikels
21.05.2021 / 12.00 Uhr —> zoom / bitte Anmeldung per Mail unter szenische-forschung[at]rub.de
Oblique points of entry: Szenische Forschung und Politiken indirekter Wirksamkeit
Wenn es uns wirklich darum geht, eine demokratische Befassung mit den dringlichen Anliegen unserer Welt zu ermöglichen, dann bedarf es dazu einer anderen Einlassung auf das Dringende als das von Regierungspolitik, akademischen Wissenschaften und Technologiekonzernen etablierte Regime der Problemstellung und -lösung. Für eine Demokratisierung der dringlichen Situation kommt es darauf an, dass eine beliebige (durch Belieben gefügte) Konstellation von uns sich das Recht auf einen kollektiven Forschungsprozess herausnimmt, der im Spannungsfeld des Endlichen die Zeit einräumt, um auf die Form unseres Einbezogenseins in die Sache zu reflektieren. Szenische Forschung kann diese Reflexion auf die Form dafür nutzen, jenseits der durch Fachkompetenzen vorformulierten Arbeitsteilung und Kooperation ein Vorgehen zu navigieren, das indirekte Wirkungen vorzieht und oblique points of entry wählt. Indirekt heißt: das erste Ziel ist das Glück, es mit DIESEN anderen zusammen zu tun.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG XII: Mirjam Schmuck & Fabian Lettow (kainkollektiv)
04.02.2021 / 19.00 Uhr —> zoom / bitte Anmeldung per Mail unter szenische-forschung[at]rub.de
THEATER DES GLOKALEN – kainkollektivs GLOBE OPERA Performances oder: Wie geht Szenische Forschung in internationalen Kontexten?
In ihren künstlerischen Suchbewegungen arbeiten Fabian Lettow & Mirjam Schmuck vom kainkollektiv (und ehemalige Theaterwissenschafts-Studierende u.a. an der RUB in Bochum) seit Jahren kontinuierlich mit einer (sich immer wieder weiterentwickelnden) Gruppe unterschiedlicher Künstler*innen zusammen, dem KAIN ENSEMBLE, das sich stets aufs Neue mit den beiden Künsteler*innen auf Reisen und in unterschiedliche Spannungsfelder begibt: zwischen Städten, Ländern und Kontinenten (besonders in Ost-Europa und West-Afrika), zwischen künstlerischen Disziplinen, zwischen Freier Szene und Stadttheater, zwischen verschiedenen Sprachen. In intensiven ortsspezifischen Recherchen und daraus resultierenden Stückentwicklungen, räumlichen und musikalischen Kompositionen und theatralen Arrangements entstanden so die Globe Operas: ein Format, mit dem das Ensemble Performances, Stückentwicklungen und Musiktheaterproduktionen entwirft, in denen versucht wird, etwas von der Gegenwart sichtbar werden zu lassen, das nicht offen zutage liegt, das aber unser Zusammenleben als (globale) Zeitgenoss*innen bestimmt. Von dieser Arbeit wird im Rahmen der Positionen Szenischer Forschung berichtet und ein Einblick ins Produzieren freier internationaler Theaterarbeit gegeben. Es wird auch darüber gesprochen, wie Szenische Forschung in transkulturellen Kontexten geht. Und was internationale Kollaboration in Zeiten einer globalen Pandemie bedeutet. Dazu sind einige Überraschungsgäste eingeladen, die von verschiedenen Orten der Welt aus zugeschaltet sein werden.

https://www.goethe.de/services/imageconverter/image.cfm?source=SIMAGEURLjpg880/ist_das_ein_mensch_6.jpg&format_key=jpg-w737
Workshop/Try out zur Tanz-Performance „Ist das ein Mensch? / Est-ce Un Humain? / Is This A Human?“ (2021) von kainkollektiv, Zora Snake & Njara Rasolomanana in Antananarivo, Madagaskar 2019. (© Michael Wolke)


POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG XI: Robin Arthur (Forced Entertainment)
14.01.2021 / 19.00 Uhr —> zoom / bitte Anmeldung per Mail unter szenische-forschung[at]rub.de
Stumbling About In The Dark
Recently someone asked us about how Forced Entertainment went about the process of making performances. There was a long silence, a lot of ummms and errrrs, and then one of us (Richard Lowdon, if I remember correctly) said: ‚We don’t really have a set of fixed techniques or starting points. We just sit down and talk about what we want to make, and then we try to make it. But there are no signposts. Mostly what we do is stumble about in the dark until we bump into something interesting.‘
So in this talk, I want to try to analyse how that has worked in practice, and suggest ways in which the organization of the group has informed that stumbling about so that, mostly, we do ‚bump into something interesting‘ during the process of creating a piece.

© Hugo Glendinning

Archiv

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG VIII: Sebastian Blasius
14.11.2019 / 18.15Uhr / GB 5-160

Rollen des Zuschauers: In meiner Lecture werde ich versuchen, meine künstlerische Arbeit der letzten 10 Jahre zu rekapitulieren: Am Anfang standen jene Rekostruktions- und Überschreibungsexperimente früherer ikonographischer Inszenierungen, die versuchten, aus der Neuproduktion von Bildern auszutreten und stattdessen den Diskurs der Appropriation Art für das Theater fruchtbar zu machen. 2014 dann ein vermeintlicher Bruch: In installativen Räumen, die die Trennung zwischen Darsteller- und Zuschauer*innen aufhoben, schienen sich Möglichkeiten zu Partizipation oder kollektivem Agieren anzubieten, andererseits löste sich die distanzierte Betrachteransprache nie gänzlich auf. Wie also verhält man sich, wie schaut man zu? Die Inszenierung eines Dissenses für die Zuschauer*innen kann als Leitmotiv meiner Arbeiten der letzten Jahre gelten, in denen Formate für eine/n einzelne/n Zuschauer*in eine besondere Rolle einnehmen – darunter die installative Performance VANITAS, in der der Pulsschlag der/s einzelnen Zuschauer*in zum Taktgeber für das Agieren von 13 Performer*innen wird. Vielleicht ist es insgeheim die Inszenierung der/s Zuschauer*in und seines Souveränitätsverlusts, um den es in meinen neueren Arbeiten geht.
Sebastian Blasius arbeitet als Regisseur, Choreograph und Theaterwissenschaftler. Leitmotivisch befasst er sich Themen wie Identität, kulturellem Erbe, dem Verhältnis zwischen Publikum und Ausführenden und dem Handlungscharakter von Kunst. Seine Arbeit begreift er beständig als Forschung, in der verschiedene künstlerische, theoretische und politische Strategien in einen Dialog miteinander gebracht werden. Er unterrichtet an Universitäten und Hochschulen in den Bereichen Theorie sowie künstlerischer Praxis.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG IX: Sibylle Peters
05.12.2019 / 18.15 Uhr / GB 5-160

Participatory Art Based Research: für eine Demokratisierung der (künstlerischen) Forschung: In den zwei Hamburger Graduiertenkollegs zu den Themen Versammlung & Teilhabe und Performing Citizenship wurden Arten und Weisen des Forschens entwickelt und erprobt, in denen künstlerische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Perspektiven zusammenkamen: In 20 Projekten forschten Künstler*innen und Forscher*innen gemeinsam mit über 750 anderen Expert*innen: Kindern, Nachbar*innen, Aktivist*innen, Migrant*innen, Senior*innen etc. Gegenwärtig werden die entwickelten Verfahren ausgewertet und unter dem Titel „Participatory Art Based Research“ vorgestellt. Ein Ergebnis: Kultur- und gesellschaftswissenschaftliche Forschung ist im Miteinander ganz heterogener Forschungspartner*innen möglich und dabei womöglich oft fruchtbarer und wirksamer als im rein akademischen Rahmen. Es ist Zeit, das Privileg der Forschung zu hinterfragen und anzugreifen: So wie ein Recht auf Bildung, brauchen wir auch ein Recht auf Forschung.
Sibylle Peters ist in Forschung und Lehre an den Universitäten in Hamburg, München, Wales, Basel und Berlin (FU) tätig; als Performerin und Regisseurin hat sie zahlreiche Projekte realisiert, u.a. mit der geheimagentur und unter WISHFUL THINKING. Schwerpunkte in Forschung und künstlerischer Produktion sind: der Vortrag als Performance, Theorie der Versammlung, der mediale Gebrauch der Zeit, transdisziplinäre Forschungsprozesse, Theatralität und Evidenz, Theorie des Unwahrscheinlichkeitsdrives. Sibylle Peters leitet im Graduiertenkolleg „Performing Citizenship“ den Teilbereich „Kulturelle Bildung und Forschung“ und ist die Sprecherin des Kollegs.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG X: Jörg Albrecht
16.01.2020 / 18.15 Uhr / GB 5-160

Why make a work of art when it’s so nice just to dream of it? Waren wir jetzt nicht lange genug effizient und auf Realisation aus? Wollen wir nicht lieber nur noch Konzepte und Exposés schreiben und uns dann gegenseitig fragen, was uns an ihnen berührt? (Du warst immer am poetischsten in Deinen Konzepten.) Manche Dinge werden sowieso nie kommen. Demokratie zum Beispiel war doch dieser junge Geliebte, der mir immer nur aus der Ferne zuwinkte, oder? Und ist es nicht unglaublich schön mit ihm?
Jörg Albrecht arbeitet als Schriftsteller in den Gattungen Prosa/Roman, Theatertext, Hörspiel, Essay; seine literarischen Arbeiten zu Themen wie Überwachung, Prekarisierung, Queerness, Architektur und Stadtentwicklung wurden als Rückkehr des Diskursiven und Politischen in die Literatur der jüngeren deutschsprachigen Generation gewertet. Er ist Mitbegründer des Theaterkollektivs copy & waste; performative Arbeiten ergänzen seine Texte. Seit 2018 ist er Gründungsdirektor und Künstlerischer Leiter von Burg Hülshoff – Center for Literature.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG VII: Boris Nikitin
25.01.2018 / 18.15Uhr / GB 5|160

Die Theaterarbeiten des Regisseurs und Autors Boris Nikitin setzen sich seit rund zehn Jahren mit der Konstruktion von Identität und Realität auseinander.
Seine Stücke suchen dabei stets den Grenzgang zwischen Illusionstheater und Performance. Mit „Hamlet“ eröffnete er 2016 das Impulse-Festival in Köln. Theater heute schreibt: „Wie wenig andere führt Boris Nikitin das Theater derzeit an einen kritischen Punkt.“

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG VI: Antonia Baehr
11.01.2018 / 16.15Uhr / GB 5|160

Die Choreografin, Performerin und Filmemacherin Antonia Baehr zählt zu den wichtigsten Vertreter*innen des zeitgenössischen Tanzes. Ihre Produktionen umfassen neben Bühnenstücken auch Hörspiele, Features und Bücher.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG V: Laurent Chétouane
18.06.2016 / 18:15Uhr / TOR5 Alleestraße

Der französische Choreograf und Regisseur Laurent Chétouane, der mit seinen Tanzstücken No.1-4 international bekannt wurde, zeigte seine berühmte Arbeit ‚Sacré Sacre du Printemps‘ 2012 im Rahmen der Ruhrtriennale. Chétouane arbeitet auch als Dozent an verschiedenen Universitäten.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG IV: Hans-Peter Litscher
01.02.2016 / 16:15Uhr / GBCF 04|514

Der Spurensucher & Echosammler Hans Peter Litscher, der größtenteils in Paris lebt und u.a. bei Gilles Deleuze studiert hat, ist seit mehr als 40 Jahren in unterschiedlichen Kontexten als Künstler tätig.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG III: Claudia Bosse
15. Juni 2015 / 16:15Uhr / GB 5|160

Claudia Bosse ist Gründerin der Wiener Kompanie theatercombinat, die seit fast 20 Jahren Produktionen zwischen Theater, Installation, Choreographie, Performance und Diskurs entwickeln und international zeigen.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG II: Rimini Protokoll
22.04.2015 / 18:15Uhr / GABF 04|411

Das Regie-Kollektiv Rimini Protokoll (Helgard Haug, Stefan Kaegi und Daniel Wetzel) erarbeiten seit 15 Jahren in wechselnden Zusammensetzungen international gefeierte Theaterarbeiten, Hörspiele, Filme und Installationen.

POSITIONEN SZENISCHER FORSCHUNG I: Heiner Goebbels
12.01.2015 / 18:00Uhr/ Kunstsammlung RUB

Der international renommierte Komponist, Regisseur und Theaterwissenschaftler Heiner Goebbels war von 2012-14 Intendant der Ruhr-Triennale und bis 2018 Professor am Institut für Theaterwissenschaft Gießen.