Unfug. Unten, unterhalb sozialer Unterwerfung und dividuell-maschinischer Dienstbarkeit, um sie herum und quer durch sie hindurch
In den Fügungen des maschinischen Kapitalismus bilden sich neue Formen des Gehorsams, dienstbare Haltungen, ein neuer, gefügiger Charakter. Individuelle Un/gefügigkeit steht hier nicht mehr kollektivem Un/Gehorsam entgegen, geprägt durch klassisch autoritäre und kommunitäre Strukturen. Maschinische Dienstbarkeit entwickelt sich dividuell in den technologischen und sozialen Gefügen. Unterwerfung paart sich hier mit Selbstregierung, neue Formen der Sklaverei mit freiwilliger Selbstunterwerfung. Prekarisierung prägt die Haltungen, die Verhaltensweisen, die Verhältnisse. Welche Formen des Unfugs lassen sich finden und erfinden, da unten, in der obskuren Sphäre unterhalb von Rastern und Apparaten, und um sie herum, Umgebungen, Umhüllungen, Ungefüge?
Gerald Raunig ist Professor für Philosophie an der Zürcher Hochschule der Künste und arbeitet am eipcp (European Institute for Progressive Cultural Policies), u.a. in der Redaktion der multilingualen Publikationsplattform transversal texts. Seine Bücher sind ins Englische, Serbische, Spanische, Slowenische, Russische, Italienische, Holländische und Türkische übersetzt. Neuere Buchveröffentlichungen in deutscher Sprache: Kunst und Revolution. Künstlerischer Aktivismus im langen 20. Jahrhundert (2005); Tausend Maschinen. Eine kleine Philosophie der Maschine als sozialer Bewegung (2008); Instituierende Praxen. Bruchlinien der Institutionskritik (zus. mit Stefan Nowotny, 2008, Neuauflage 2016); Fabriken des Wissens. Streifen und Glätten 1 (2012); Industrien der Kreativität. Streifen und Glätten 2 (2012) und DIVIDUUM. Maschinischer Kapitalismus und molekulare Revolution, Band 1(2015).
Vortrag: 25. April, 18-20 Uhr, Raum GABF 04/611
Workshop mit G. Raunig: 26. April,10-12 Uhr, Raum GABF 05/608
Anmeldung Workshop: theaterforschung[at]rub.de