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Ljod – Das Eis – Die Trilogie

Online abrufbar, Staatstheater Mainz
Jan-Christoph Gockel und sein Ensemble kämpfen mit Vladimir Sorokins Eishämmern gegen die Fehlschöpfung Mensch. Die blonden, blauäugigen Übermenschen sind los: nachts ziehen sie durch Bars und Clubs, sie zerren andere Blauäugige in den Schatten, fesseln und knebeln sie, um ihnen mit einem Hammer aus Eis die Brust aufzuschlagen und eine seltsame Beschwörungsformel zu murmeln: „Gib Antwort! Wie lautet dein Name?“ Und wenn welche zu ihnen gehören, werden sie dieses Attentat überleben, werden gewissermaßen das Sterben durchschreiten und eine Wiedergeburt erleben – während alle anderen schlicht verrecken. Aber das macht ja nichts, sind sie doch bloß seelen- und leblose „Hohlkörper“ und „Fleischmaschinen“. [weiterlesen]

Ode an die Freiheit

Do. 31.12., 19 Uhr bis Mitternacht online abrufbar, Thalia Theater
Hausregisseur Antú Romero Nunes hat mit dem Ensemble Motive der Schiller-Stücke „Kabale und Liebe“, „Maria Stuart“ und „Wilhelm Tell“ als Triptychon über die Freiheit inszeniert. Friedrich Schiller nannte sich Doktor Ritter, als er auf der Flucht – ihm wurde vom württembergischen Herzog die Schriftstellerei verboten – in dem thüringischen Dorf Bauerbach Asyl fand. Hier vollendete er die Arbeit an „Luise Millerin“ und schrieb erste Entwürfe zu „Maria Stuart“. Er lauscht dem Klavierspiel und Liebesliedern der schönen Tochter des Dorflehrers. Er beobachtet den Jäger, der seinem eigenen Kind einen Apfel vom Kopf schießt. Beim Gottesdienst hockt er neben der merkwürdigen Alten, von der es heißt, sie halte ihre Schwester im Keller versteckt… Vielleicht war es aber auch ganz anders. Bis tief in die Nacht jedenfalls brennt Licht in seinem Haus. Er setzt Jamben. Wenn ihm die Gedanken ausgehen, malt er Pferde in sein Manuskript und rast auf dem Rücken eines Rappens durch Europa. Er ist ein Mensch des Vorgriffs. Er erfindet etwas, das später als Erfahrung gelten kann: „Die Freiheit brütet Kolosse und Extremitäten aus.“ [weiterlesen]

The Workshop. Investigations Into an Artistic-Political Format

Fritz Thyssen Project „Collective Realization – The Workshop as an Artistic-Political Format“ (Institute for Theatre Studies, Ruhr University, Bochum) in collaboration with the ICI Berlin and the PSR project ‚Our Dance‘ (Heizhaus/Uferstudios GmbH) in Berlin
Fr. 26.03. bis So. 28.03.

This international conference will investigate the workshop at the intersection of art, politics, and economy, examining the format both in its historical success and in its relevance for current notions of collectivity. In addition to revisiting the history of artist-organized workshops from the 1960s to the present – with special attention also to the 1990s and early 2000s –, it will try to outline a genealogy, which includes the role of workshops in politicizing education, in grassroots political movements, in body-centered therapeutical approaches, in mediation, and in post-Fordist designs of organizing work. The conference will also present and analyze artistic work that critically-affirmatively engages with, and reflects on, the workshop. It will take place at the ICI Berlin and at Heizhaus (Uferstudios GmbH) in Berlin from March 26-28, 2021 (there will be an additional live streaming). Please register in advance until March 15 by mail and inform us about the days and parts of the conference in which you want to participate. [read more]

Die Pest

in 5 Episoden, Theater Oberhausen
Der Roman „Die Pest“ des französischen Literaturnobelpreisträgers Albert Camus ist die Chronik einer Seuche, die unerwartet über eine Stadt am Mittelmeer hereinbricht. Auch wenn das Coronavirus nicht die Pest ist und „Die Pest“ zudem als Allegorie der deutschen Besatzung Frankreichs und somit der hereinbrechenden Krise im Allgemeinen interpretierbar ist, so beschreibt der Text von 1947 präzise und unheimlich die unterschiedlichen Phasen einer  einbrechenden Katastrophe, die die Bevölkerung einer fiktiven Stadt im Angesicht der Krise durchläuft und wirkt dabei erstaunlich aktuell: Leugnung, Schock, Panik, Angst und der Weg in eine trügerische und beklemmende Normalität. „Die Pest“ ist der Roman der Stunde. Er beschreibt den Versuch, dem Leben durch bewusste Anerkennung des Absurden einen Sinn zu geben. Der Mensch wird auf sich selbst zurückgeworfen und gerät in eine Isolation, der er nicht entweichen kann; auch weiß er, dass auf keine Hilfe von außen zu hoffen ist. Dies vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemie zu lesen, ist so erschreckend wie überraschend und deckungsgleich mit den Beschreibungen Camus in der Pest. [Episoden]

DIE SHOW

Inszenierung von 2015, Dortmunder Schauspielhaus
Inspiriert vom legendären Skandal-Fernsehfilm Das Millionenspiel (1970): der Fernsehsender DIE TV feiert im Dortmunder Schauspielhaus das neueste Staffelfinale der DIE SHOW. Der Kandidat der Show, Bernhard Lotz, muss sieben Tage lang überleben – nur dann erhält er den Millionengewinn. Ein dreiköpfiges Killerkommando ist ihm nonstop auf den Fersen – bis zur Menschenjagd durch die Dortmunder Innenstadt. Schafft es Bernhard Lotz an das Ziel seiner Träume – oder stirbt er live on air? Wir laden ein zur großen Show mit dem beliebten Moderationsduo Bodo Aschenbach und Ulla, mit internationalen Popstars, und dem emsigen Korrespondententeam Valerie May und Kai Enter! [zum Video]

Nachgestellte Szene

Eine Publikation der Kunststiftung NRW anlässlich des 20jährigen Jubiläums des Künstlerpaars Hofmann&Lindholm
Die ungewöhnlichen Arbeiten des deutschen Künstlerpaars prägen seit nunmehr zwanzig Jahren Entwicklungen in Theater, Performance, Raum- und Radiokunst. Dabei suchen Hofmann&Lindholm auf abseitigen Wegen nach anderen Erzählweisen, Bildsprachen und künstlerischen Zugriffen – konzeptuell, subversiv, diskret. Das Materialbuch „Nachgestellte Szene“ geht dieser Suche nach. Mit Beiträgen von Philipp Blömeke, Martine Dennewald, Marcus Droß, Jörn Etzold, Ulrike Haß, Guido Hiß, Hofmann&Lindholm, Nikolaus Müller-Schöll, Jens Roselt, Marita Tatari und Kathrin Tiedemann. Erhältlich bei Prof. Sven Lindholm (Sonderkondition für Studierende) oder hier: [weiterlesen]

Der Kaiser von Atlantis

Online bis 30.04.2021, Deutsche Oper am Rhein
Der Kaiser von Atlantis erklärt einen Krieg von allen gegen alle und verkündet, dass sein alter Verbündeter, der Tod, den Feldzug anführen wird. Beleidigt durch die Dreistigkeit des Kaisers weigert sich der Tod, jemanden sterben zu lassen, und richtet auf der ganzen Welt Verwüstungen an. Die Entstehung von Der Kaiser von Atlantis als einzige erhaltene Oper, die in einem KZ komponiert wurde, erhebt sie zu einem einzigartigen Mahnmal gegen das Vergessen. Doch in der Inszenierung der Deutschen Oper am Rhein ist die Parabel vom lebendigen Tod nie mahnend, sondern ominös, bestürzend komisch und zutiefst menschlich. [weiterlesen]

Hamlet

Inszenierung von 2014, Schauspielhaus Dortmund
Im Frühling 2014, frisch unter dem Eindruck der Enthüllungen von Edward Snowden, begannen in Dortmund die Proben zu HAMLET. William Shakespeare zeichnet eine Welt am Abgrund, in der Paranoia, Zweifel und Einsamkeit lauern. Seine Tragödie lauscht gleich einem Seismographen in die Beben der Jetztzeit (an jedem Ort, zu jeder Zeit) – und stellt die Frage, wie man in einer in den Grundfesten erschütterten Welt weiterleben soll. In Zeiten von digitaler Überwachung und Daten als Mittel politischer Herrschaft stellte dieser Dortmunder 2014er HAMLET die Frage nach dem Sein oder Nicht-Sein im global-digitalen Zeitalter: Was genau ist das, was alles und jeden zu verzehren droht? Was sind die Krankheiten der Gegenwart? Wie sie bekämpfen? Und: wie wohl ein HAMLET des Frühjahrs 2020 aussehen würde? [zum Video]

Ich ist ein Robinson

Bochumer Inselgeschichten, Schauspielhaus Bochum
Angesichts der Corona-Pandemie erkennt man bei der Lektüre von „Robinson Crusoe“ erstaunliche Verbindungen zur Gegenwart: sowohl im Motiv der Reise (von Robinson und dem Virus) als auch dem des Eingeschlossenseins: der Schiffbruch wird zum Lockdown. Der Filmemacher Alexander Kluge fasste es in einem Interview folgendermaßen zusammen: „Jetzt sitzt jeder wie Robinson auf seiner Insel und redet mit Skype mit seinem Nächsten, so wie wir gerade.“ Die Regisseurin Anna Stiepani hat während der Lockdown-Phase in Bochum und seinem Schauspielhaus Robinsons Insel wiedererkannt und begab sich mit einem Großteil des Ensembles sowie dem Musiker Karsten Riedel auf eine filmische Expedition in die Absurditäten einer stillstehenden Welt. In einer Reihe aus elf versponnenen, wundersamen Kurzfilmen entwirft sie eine ganz neue, eine Bochumer Robinsonade voller Poesie, Schönheit und Anarchie. [weiterlesen]

Is Susan lonely?

Sa. 12.12. & So. 13.12., je 20 Uhr, Live-Stream
„Is Susan lonely?“ erzählt als Tanzstück von der Idee eines besseren Selbst und dem Prozess sich dieser Idee anzunähern. Das Projekt betont die destruktive Natur eines idealen Selbst im Bezug auf unser Verhältnis zur Welt. Es wird untersucht, ob die Gespaltenheit mit uns selbst die Grundlage für Einsamkeit sein kann.
Im Anschluss an die Online-Premiere am 12. Dezember 2020 lädt die Vermittlungsreihe „Schau mer mal“ zum Künstler*innen-Gespräch auf Zoom ein. Den Zoom-Link dazu und weitere Infos gibt es hier: [weiterlesen]